Winter in den Bergen

Wir sind wie jedes Jahr im Januar am Heinzenberg.

In diesem Jahr hat es etwas weniger Schnee als sonst, so dass viel mehr von der Pflanzenwelt zu sehen ist. So grüssen hier die Samenstände vom Alpenwegerich (Plantago alpina L: ), vielleicht auf dieser Höhe auch noch der Spitzwegerich ( Plantago lanceolata ), und erzählen vom letzten Sommer und Herbst und versprechen, sich uns auch im kommenden Sommer beim Wandern als erste Hilfe bei Blasen oder Insektenstichen anzubieten.

Die Schönheit der Silberdistel ( Carlina acaulis ) kommt jetzt zur vollen Wirkung- so zart, so kraftvoll ist sie.

Den Wacholder ( Juniperus communis ) sehe ich sonst im Winter gar nicht, und bin sehr überrascht, dass er jetzt voller grüner Früchte ist. Aber ja, natürlich:  Wacholderbeeren brauchen ein Jahr bis sie gereift sind. Dann werden sie leuchtend taubenblau bis schwarz.

Beim genauen Hinschauen sind auch die reifen Beeren vom letzten Sommer und Herbst noch zu entdecken. Jetzt sind sie süss und intensiv und ich geniesse sie frisch vom Strauch und lasse mich innerlich von ihnen durchwärmen.

Auch Engelwurz, Mädesüss, Eisenhut, Glockenblumen und viele Pflanzenwesen mehr grüssen mich auf meiner Wanderung und schenken mir Träume vom Sommer in den Bergen.

Jetzt aber gibt es noch etwas zu tun: am Wegesrand steht eine uralte Fichte. Sie hat eine grosse Wunde, an der sie fast zu Grunde gegangen ist, und die sie mit ihrem Harz versucht hat zu heilen. Inzwischen ist das Harz steinhart udn das Holz darunter völlig morsch und bröckelig, und alles fällt mir bei der Berührung bereits entgegen. 

Nun darf ich mich über diese Schätze freuen, und einiges Harz mitnehmen, denn jetzt benötigt der Baum es nicht mehr.

Was für ein Geschenk.. Danke, guter Fichtegeist!

Sehen die Harzbrocken nicht wunderbar und kostbar aus? Und wie sie duften....

Daraus wird bei mir eine wunderbare Heilsalbe entstehen, die ich als Zusalbe und bei Erkältungen als Brustbalsam schätze. Ausserdem verwende ich Fichtenharz zum Räuchern: pur und in verschiedenen Mischungen.

Vielleicht werde ich es indiesem Jahr auch destillieren.

So, genug geträumt und gesammelt- nun wird es Zeit für eine kleine Pause auf meinem Lieblingsbänkchen, um die letzte Abendsonne zu geniessen und mit allen Sinnen hier zu sein.